James Patterson: Tagebuch für Nikolas

Cover-Patterson


Taschenbuch: 236 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe; August 2002
Auflage: 6. Auflage November 2006
ISBN-10: 3404147588
ISBN-13: 978-3404147588
Originaltitel: Suzanne´s Diary
Übersetzer: Rolf Tatje
Klappentext:
Als Katie Wilkinson den perfekten Mann kennenlernt, ist sie überglücklich – doch eines Tages verschwindet der Geliebte spurlos, er hinterlässt ihr jedoch ein Tagebuch. Es sind die Notizen einer jungen Mutter, die sie ihrem Baby gewidmet hat. In ihnen schildert sie ihre Liebesbeziehung zu dem Vater des Kindes und das unvergleichliche Glück, das ihr die Schwangerschaft beschert hat. Schon bald begreift Katie, dass der Mann aus dem Tagebuch und ihr Geliebter ein und dieselbe Person sind...


Machen wir es kurz: Abgesehen von einer schönen philosophisch angehauchten Weisheit (beachte die fünf Kugeln des Lebens): Schlechter Kitsch!!!

Dieses Buch zog ich aus einem „Nimm-ein-Buch-und-lass-eines-zurück“-Regal meines Hotels. Ich hätte es besser dort gelassen…

Der Inhalt bringt den Leser an die Grenze des Erträglichen; zumindest wenn man die Art von Leser ist, die bei der Geburt des eigenen Kindes kein Handbuch „Hirn abschalten“ von der „Gesellschaft zur Verblödung von Vätern und Müttern“ erhalten hat und nicht zu einem hormonüberfrachteten Wesen mutiert ist.

Selten, dass ich so hart mit einem Buch ins Gericht gehe; soweit ich weiß, das erste Mal… aber das Buch hat es meines Erachtens nicht anders verdient.

Parallel zur Rahmenhandlung um Katie, deren Passagen zu den wenigen realistischen und authentischen zählen, erzählt eine gewisse Suzanne ihre Geschichte. Abgesehen von der streckenweise grottenschlechten Übersetzung (Ist es nicht ein Glück? – Was Wunder? – Das macht Sinn… ich dachte, Lübbe & Co haben sich der deutschen Sprache verschrieben…), nervt dieses Buch mit seiner unerträglich kitschigen und blumigen Sprache einer hormonell benebelten Erstmutter, die dazu neigt, sämtliche Furze ihres Neugeborenen in den Himmel zu loben. Auch die Schilderung des ach so perfekten Daddy erinnert mich eher an eine amerikanische Seifenoper oder Werbung für Frühstückszerealien.

Was auch nervt, ist dieses ständige Wiederholen des Namens „Nicky“ bzw. „Nicolas“; damit auch der letzte Depp nicht vergisst, wie der Sohn heißt und dass die Notizen ihm gewidmet sind.

Apropos perfekter Ehemann: Einen solchen Mann, der einem ständig Geschenke macht und der einem andauernd die lieblichsten Dinge ins Ohr flüstert und einen mit romantischen Weisheiten weckt… so einen Mann will man doch spätestens nach Verblassen der rosaroten Brille an die Wand klatschen. Kitsch as Kitsch can… Oder wie übersetzt der Übersetzer? „Ist es nicht ein Glück?“

Was ist das überhaupt für eine Frau, die nicht _einmal_ einen Baby-Blues hat, einen Schreikrampf, einen Wutanfall, einen Nervenzusammenbruch… Ist das das Bild, das Männer von Schwangeren und frischgebackenen Muttis haben (möchten)? Patterson ist offenbar kein Vater oder ist in den ersten fünf Jahren nicht zu Hause gewesen… Anders kann ich mir dieses Wunschkonzert von mütterlichen Supereigenschaften nicht erklären… Als ob man in einer heilen Welt lebte, nur weil ein Kind dazugekommen ist… Die Erzählungen von Suzanne sind so unrealistisch, so wenig authentisch. Ein einziges (!) Mal hatte ich das Gefühl, Suzanne macht sich und den Lesern nichts vor: als sie ihr Nahtoderlebnis beschreibt; hier – im letzten Viertel – bin ich endlich ein Stück warm mit der Handlung – wenn auch nur für wenige Seiten, denn dann geht es alls weiter mit dem rosaroten Dauerlächeln. Wer bitte steht nachts am Bett seines Kindes und wirft dem schlafenden Nachwuchs Luftküsse zu? Kinder wachsen, bekommen Zähne, lernen dazu, verletzen sich, verletzen dich… das ist der Lauf der Dinge. Manchmal sind sie zum Knuddeln und man liebt sie unendlich; manchmal möchte man sie aber auch an die Wand klatschen. Kinder brauchen Eltern, die am Boden der Tatsachen bleiben, die ihnen das richtige Gespür für die eigenen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Schwächen geben, die sie mit Stärken ausstatten, um das Leben zu meistern – und keine Notizen, in denen es von Gefühlsduselei nur so stinkt.

Kommen wir zu Matts Einträgen: Authentisch, ergreifend und einigermaßen entschädigend für den Kitsch der Handlung. Punkt. Zugegeben: Es ist sehr tragisch, was ihm passiert ist. Dennoch bleibt es ein schwaches Buch.

Schulnote 5,5 (!) und einen von fünf Sternen, wegen der Kugel-Lebensweisheit und weil es den Weg zwischen zwei Pappdeckel gefunden hat. Was für eine Leistung! Wäre dies Herrn Pattersons Erstlingswerk, ich bin mir sicher, kein Verlag hätte es veröffentlicht. Nicolas Sparks hätte daraus etwas Lesbares gemacht.

- in: 5c Rezension LiRo 2057 mal gelesen

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