Leseprobe Min-Tao 2
copyright by Susanne Pilastro
Chenliu, Sommer 1069
Bao kehrte gerade vom Familientempel seiner Ahnen zurück. Er war erst kürzlich aus seiner letzten Ausbildung bei Meister Hang Shon-Gu erfolgreich entlassen worden und gerade im Begriff, sich wieder in der Welt außerhalb der Schule einzuleben. Eines der ersten Dinge war es, sich bei seinen Vorfahren – allen voran bei seinem Vater – für die Möglichkeiten zu bedanken, die sich ihm in diesem Leben boten.
Seinem Vater hatte er es zu verdanken, dass er frühzeitig mit der Schule der Kampfkunst in Berührung gekommen war. Bereits als Dreijähriger hatte Bao seinen Vater nachgeahmt, wenn dieser seine täglichen Übungen im Garten ausführte. Schon damals hatte er die Abläufe in einer für sein Alter erstaunlich hohen Präzision und Behändigkeit ausgeführt, so dass ein Freund seines Vaters auf ihn aufmerksam geworden war und vorschlug, Bao in eine spezielle Schule zu schicken. Er hatte die Aufnahmeprüfungen ohne Schwierigkeiten bestanden und war so vor mehr als zwanzig Jahren in die Welt der Kampfkünste eingetreten. In all den Jahren hatte er viel gelernt und wurde in einer Weise geprägt, die nur wenigen Schülern ermöglicht wurden. Es hatte viele Neider gegeben unter seinen Schulkameraden, denn die meisten entwickelten sich nach einer gewissen Zeit nicht weiter und verließen die Schule, während er von einem Meister zum nächsten gereicht wurde und immer mehr Wissen erlangen konnte. Es gab Zeiten, da er von Stolz erfüllt war, bis er gelernt hatte, auch diesen als Feind zu erkennen und zu besiegen. Mittlerweile blickte er mit mehr Demut auf seinen Werdegang.
„Gehe nun hinaus und erinnere dich stets an das, was man dir hier beigebracht hat. Denke daran: Dein Gewissen ist dein einziger Richter!“, waren die letzten Worte gewesen, die Meister Hang an ihn gerichtet hatte, bevor Bao gegangen war.
Vier Monate war er nun wieder in seinem Elternhaus. Sein Vater war vor sieben Jahren gestorben und seine Mutter war ihm vor einem Jahr gefolgt. Seine Eltern hatten nur einander gehabt und es gab außer ihm lediglich noch seine Schwester Men-Hu. Diese hatte in all den Jahren den Haushalt geführt und das sehr gut, musste er zugeben. Die Ländereien waren in gutem Zustand, die Erträge respektabel.
Sie hatte sich sehr gefreut, ihn wieder bei sich zu haben, denn die Zeiten alleine waren einsam gewesen. Nun, da er zurückgekehrt war und wohl noch einige Zeit bleiben würde, bis er herausgefunden hatte, was das Leben ihm als nächstes anzubieten hatte, konnte sie sich nach einem Ehemann umsehen.
Bao Men-Hu war zehn Jahre jünger als er und es war höchste Zeit, sich um ihre Zukunft zu kümmern. Sie würde schnell einen Mann finden, denn sie hatte all die Jahre ihr Geschick in der Führung eines größeren Gutes unter Beweis gestellt. Abgesehen davon war sie für eine Fünfzehnjährige noch eine schöne Frau, soweit er das beurteilen konnte. Er konnte sich bei dieser Einschätzung allerdings nur auf sein Gefühl verlassen, denn Frauen hatten in seinem bisherigen Leben nicht viel Platz gefunden, um nicht zu sagen gar keinen.
„Ihr habt Besuch“, holte ihn ein Diener aus seinen Gedanken. „Hohen Besuch! Der Kanzler des Kaisers!“
„Wang Anshi? Er war ein Freund meines Vaters.“ Bao hielt inne. „Was mag er von mir wollen?“
„Ich weiß es nicht. Man hat nicht offen mit mir sprechen wollen. Ich habe den Herrn in Euer Teezimmer gebeten und die Herrin Schwester kümmert sich gerade um ihn.“
Bao beeilte sich, sich frisch zu machen, um wenige Minuten später vor seinen Gast zu treten. Seine Schwester hatte bereits den Tee zubereitet und verließ umgehend den Raum, als er Platz nahm. Neugierig sah er den alten Mann an.
„Wang Anshi, treuer Freund meiner Familie“, begrüßte er ihn. „Ihr habt Euch kaum verändert seit dem Tode meines Vaters vor sieben Jahren.“
„Ihr dafür umso mehr, Sen-Ho.“
Bao sah auf. „Meinen Rufnamen habe ich schon lange nicht mehr gehört. Man nennt mich mittlerweile nur noch Bao.“
Wang Anshi nickte. „Man mag Euch kaum mehr wieder erkennen. Aber Ihr seht Eurem Vater immer ähnlicher. – Er starb viel zu früh. Der Kaiser hat seither keinen besseren Vizekanzler mehr gehabt.“
„Wie ich höre, seid Ihr nun die rechte Hand des Kaisers. Was führt Euch zu mir?“
Wang Anshi lachte und verfiel automatisch in eine vertrautere Anrede. „Du vergeudest keine Zeit! Das gefällt mir.“ Wang Anshi leerte seine Tasse und Bao schickte sich an, nachzugießen. „Du bist ein Kämpfer. Und ein sehr guter, wie ich gehört habe!“
„Ich lerne jeden Tag dazu.“
„Ja, es war noch nie deine Art, zu prahlen.“
Der Kanzler betrachtete den jungen Mann. Sen-Ho – Bao, verbesserte er sich im Geiste – war ein durchtrainierter Mann im Alter des Kaisers. Seit jüngster Kindheit hatte er sein Leben der Kampfkunst gewidmet und man hatte bald den Eindruck, er habe sie bereits mit der Muttermilch aufgenommen.
Wang Anshi hatte aus der Ferne den Werdegang des Jungen mitverfolgt und miterlebt, wie dessen Vater von Stolz und Bewunderung für die Leistungen seines Sohnes erfüllt gewesen war. Bao hatte eine Prüfung nach der anderen erfolgreich bestanden und es gab in der heutigen Zeit kaum jemanden, der ihm ebenbürtig war. Hinzu kam, dass Bao die Schönheit seiner Mutter und die Intelligenz sowie die Offenheit seines Vaters geerbt hatte. Trotz dieser vielen Vorzüge hatte er überhaupt nichts Überhebliches an sich. Wang Anshi war sich sicher, der junge Mann wusste nicht einmal, was das war. Im Gegenteil; er wirkte auf ihn eher bescheiden. Jetzt saß er vor ihm und sah ihm erwartungsvoll in die Augen. Dieser Blick! Man wollte nicht glauben, dass er so jung war. Baos Augen sprachen von einem Alter, das sein Körper noch lange nicht erreicht hatte.
„Was weißt du über deinen Vater?“, fragte er schließlich.
Bao war überrascht. „Nun, was meint Ihr? Wo soll ich beginnen?“ Er dachte ein wenig nach. „Er bestand als Achtundzwanzigjähriger die kaiserliche Prüfung.“
„Nein, das meine ich nicht.“ Der Kanzler winkte ab. „Was weißt du über seine Lebenseinstellung?“
„Er war neutral und gerecht! Und er war unbestechlich.“ Ein Lächeln huschte über Baos Gesicht. „Mein Onkel ist heute noch verstimmt darüber, dass er ihn vor Gericht einem gewöhnlichen Bauern gleich gestellt hatte.“
Wang Anshi lachte. „Das kann ich mir vorstellen. Keiner deiner Verwandten hat es mehr gewagt, gegen das Gesetz zu verstoßen! Unbestechlich. Das war er!“ Er fuhr fort. „Was weißt du über sein Wirken als Vizekanzler?“
„So gut wie nichts; nur, dass er zahlreiche Reformen angestoßen hatte. Wie Ihr wisst, habe ich mich zu dieser Zeit im Hause von Hang Shon-Gu aufgehalten.“
„Ja, das habe ich gehört.“ Der junge Mann hatte, soweit Wang Anshi informiert war, bei den besten Meistern die hohe Kunst des Kampfes erlernt. Und wenn nur die Hälfte von dem stimmte, was man sich über ihn sagte, so war er der talentierteste Kämpfer dieser Zeit und der, von dem man sich am meisten versprach. Ob er sich dessen bewusst war?
Der Kanzler konnte nur raten, ob Bao wirklich nicht wusste, was er mit ihm vorhatte, als dieser erneut eine Frage an ihn richtete:
„Aber was erwartet Ihr von mir? Ich interessiere mich nicht besonders für die Politik.“
„Das glaube ich nicht. Ein Kämpfer ist immer auch ein Politiker! Aber du hast Recht. Ich bin nicht gekommen, um dich in die Politik zu holen. Ich bitte dich aber an den Kaiserlichen Hof.“
„Was soll dort meine Aufgabe sein?“
„Der Kaiser will das vereinte China stärken und unterdrückte Regionen unter seine Herrschaft bringen“, erklärte der Kanzler. „Allerdings ist sein Heer im gegenwärtigen Zustand eher eine Belastung als eine Hilfe bei diesen Plänen.“
Bao schwieg und der alte Mann fuhr fort mit seinem Angebot.
„Ich bitte dich, das Heer zu trainieren. Du bekommst Rechte, die Truppen in deinem Sinne zu reformieren und bist Berater der drei kaiserlichen Marschalle.“
Bao sah Wang Anshi scharf an.
„Man kann einen Ölfleck nicht mit einem ölgetränkten Besen entfernen“, rief er erregt. „Abgesehen davon kann ich kein Heer von zigtausend Mann trainieren, das in den letzten Jahren keine optimale Ausbildung erfahren durfte, wenn ich Euch richtig verstehe.“
„Was würdest du also vorschlagen?“
Bao überlegte eine Weile. „Wozu benötigt Ihr ein gut ausgebildetes Heer? Wir leben in Zeiten des Friedens.“ Er wartete auf den Haken an der Sache.
„Shenzong will Xia befreien.“
„Das ist alles?“ Bao klang sarkastisch. „In wie vielen Jahrzehnten will er das tun?“
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Chenliu, Sommer 1069
Bao kehrte gerade vom Familientempel seiner Ahnen zurück. Er war erst kürzlich aus seiner letzten Ausbildung bei Meister Hang Shon-Gu erfolgreich entlassen worden und gerade im Begriff, sich wieder in der Welt außerhalb der Schule einzuleben. Eines der ersten Dinge war es, sich bei seinen Vorfahren – allen voran bei seinem Vater – für die Möglichkeiten zu bedanken, die sich ihm in diesem Leben boten.
Seinem Vater hatte er es zu verdanken, dass er frühzeitig mit der Schule der Kampfkunst in Berührung gekommen war. Bereits als Dreijähriger hatte Bao seinen Vater nachgeahmt, wenn dieser seine täglichen Übungen im Garten ausführte. Schon damals hatte er die Abläufe in einer für sein Alter erstaunlich hohen Präzision und Behändigkeit ausgeführt, so dass ein Freund seines Vaters auf ihn aufmerksam geworden war und vorschlug, Bao in eine spezielle Schule zu schicken. Er hatte die Aufnahmeprüfungen ohne Schwierigkeiten bestanden und war so vor mehr als zwanzig Jahren in die Welt der Kampfkünste eingetreten. In all den Jahren hatte er viel gelernt und wurde in einer Weise geprägt, die nur wenigen Schülern ermöglicht wurden. Es hatte viele Neider gegeben unter seinen Schulkameraden, denn die meisten entwickelten sich nach einer gewissen Zeit nicht weiter und verließen die Schule, während er von einem Meister zum nächsten gereicht wurde und immer mehr Wissen erlangen konnte. Es gab Zeiten, da er von Stolz erfüllt war, bis er gelernt hatte, auch diesen als Feind zu erkennen und zu besiegen. Mittlerweile blickte er mit mehr Demut auf seinen Werdegang.
„Gehe nun hinaus und erinnere dich stets an das, was man dir hier beigebracht hat. Denke daran: Dein Gewissen ist dein einziger Richter!“, waren die letzten Worte gewesen, die Meister Hang an ihn gerichtet hatte, bevor Bao gegangen war.
Vier Monate war er nun wieder in seinem Elternhaus. Sein Vater war vor sieben Jahren gestorben und seine Mutter war ihm vor einem Jahr gefolgt. Seine Eltern hatten nur einander gehabt und es gab außer ihm lediglich noch seine Schwester Men-Hu. Diese hatte in all den Jahren den Haushalt geführt und das sehr gut, musste er zugeben. Die Ländereien waren in gutem Zustand, die Erträge respektabel.
Sie hatte sich sehr gefreut, ihn wieder bei sich zu haben, denn die Zeiten alleine waren einsam gewesen. Nun, da er zurückgekehrt war und wohl noch einige Zeit bleiben würde, bis er herausgefunden hatte, was das Leben ihm als nächstes anzubieten hatte, konnte sie sich nach einem Ehemann umsehen.
Bao Men-Hu war zehn Jahre jünger als er und es war höchste Zeit, sich um ihre Zukunft zu kümmern. Sie würde schnell einen Mann finden, denn sie hatte all die Jahre ihr Geschick in der Führung eines größeren Gutes unter Beweis gestellt. Abgesehen davon war sie für eine Fünfzehnjährige noch eine schöne Frau, soweit er das beurteilen konnte. Er konnte sich bei dieser Einschätzung allerdings nur auf sein Gefühl verlassen, denn Frauen hatten in seinem bisherigen Leben nicht viel Platz gefunden, um nicht zu sagen gar keinen.
„Ihr habt Besuch“, holte ihn ein Diener aus seinen Gedanken. „Hohen Besuch! Der Kanzler des Kaisers!“
„Wang Anshi? Er war ein Freund meines Vaters.“ Bao hielt inne. „Was mag er von mir wollen?“
„Ich weiß es nicht. Man hat nicht offen mit mir sprechen wollen. Ich habe den Herrn in Euer Teezimmer gebeten und die Herrin Schwester kümmert sich gerade um ihn.“
Bao beeilte sich, sich frisch zu machen, um wenige Minuten später vor seinen Gast zu treten. Seine Schwester hatte bereits den Tee zubereitet und verließ umgehend den Raum, als er Platz nahm. Neugierig sah er den alten Mann an.
„Wang Anshi, treuer Freund meiner Familie“, begrüßte er ihn. „Ihr habt Euch kaum verändert seit dem Tode meines Vaters vor sieben Jahren.“
„Ihr dafür umso mehr, Sen-Ho.“
Bao sah auf. „Meinen Rufnamen habe ich schon lange nicht mehr gehört. Man nennt mich mittlerweile nur noch Bao.“
Wang Anshi nickte. „Man mag Euch kaum mehr wieder erkennen. Aber Ihr seht Eurem Vater immer ähnlicher. – Er starb viel zu früh. Der Kaiser hat seither keinen besseren Vizekanzler mehr gehabt.“
„Wie ich höre, seid Ihr nun die rechte Hand des Kaisers. Was führt Euch zu mir?“
Wang Anshi lachte und verfiel automatisch in eine vertrautere Anrede. „Du vergeudest keine Zeit! Das gefällt mir.“ Wang Anshi leerte seine Tasse und Bao schickte sich an, nachzugießen. „Du bist ein Kämpfer. Und ein sehr guter, wie ich gehört habe!“
„Ich lerne jeden Tag dazu.“
„Ja, es war noch nie deine Art, zu prahlen.“
Der Kanzler betrachtete den jungen Mann. Sen-Ho – Bao, verbesserte er sich im Geiste – war ein durchtrainierter Mann im Alter des Kaisers. Seit jüngster Kindheit hatte er sein Leben der Kampfkunst gewidmet und man hatte bald den Eindruck, er habe sie bereits mit der Muttermilch aufgenommen.
Wang Anshi hatte aus der Ferne den Werdegang des Jungen mitverfolgt und miterlebt, wie dessen Vater von Stolz und Bewunderung für die Leistungen seines Sohnes erfüllt gewesen war. Bao hatte eine Prüfung nach der anderen erfolgreich bestanden und es gab in der heutigen Zeit kaum jemanden, der ihm ebenbürtig war. Hinzu kam, dass Bao die Schönheit seiner Mutter und die Intelligenz sowie die Offenheit seines Vaters geerbt hatte. Trotz dieser vielen Vorzüge hatte er überhaupt nichts Überhebliches an sich. Wang Anshi war sich sicher, der junge Mann wusste nicht einmal, was das war. Im Gegenteil; er wirkte auf ihn eher bescheiden. Jetzt saß er vor ihm und sah ihm erwartungsvoll in die Augen. Dieser Blick! Man wollte nicht glauben, dass er so jung war. Baos Augen sprachen von einem Alter, das sein Körper noch lange nicht erreicht hatte.
„Was weißt du über deinen Vater?“, fragte er schließlich.
Bao war überrascht. „Nun, was meint Ihr? Wo soll ich beginnen?“ Er dachte ein wenig nach. „Er bestand als Achtundzwanzigjähriger die kaiserliche Prüfung.“
„Nein, das meine ich nicht.“ Der Kanzler winkte ab. „Was weißt du über seine Lebenseinstellung?“
„Er war neutral und gerecht! Und er war unbestechlich.“ Ein Lächeln huschte über Baos Gesicht. „Mein Onkel ist heute noch verstimmt darüber, dass er ihn vor Gericht einem gewöhnlichen Bauern gleich gestellt hatte.“
Wang Anshi lachte. „Das kann ich mir vorstellen. Keiner deiner Verwandten hat es mehr gewagt, gegen das Gesetz zu verstoßen! Unbestechlich. Das war er!“ Er fuhr fort. „Was weißt du über sein Wirken als Vizekanzler?“
„So gut wie nichts; nur, dass er zahlreiche Reformen angestoßen hatte. Wie Ihr wisst, habe ich mich zu dieser Zeit im Hause von Hang Shon-Gu aufgehalten.“
„Ja, das habe ich gehört.“ Der junge Mann hatte, soweit Wang Anshi informiert war, bei den besten Meistern die hohe Kunst des Kampfes erlernt. Und wenn nur die Hälfte von dem stimmte, was man sich über ihn sagte, so war er der talentierteste Kämpfer dieser Zeit und der, von dem man sich am meisten versprach. Ob er sich dessen bewusst war?
Der Kanzler konnte nur raten, ob Bao wirklich nicht wusste, was er mit ihm vorhatte, als dieser erneut eine Frage an ihn richtete:
„Aber was erwartet Ihr von mir? Ich interessiere mich nicht besonders für die Politik.“
„Das glaube ich nicht. Ein Kämpfer ist immer auch ein Politiker! Aber du hast Recht. Ich bin nicht gekommen, um dich in die Politik zu holen. Ich bitte dich aber an den Kaiserlichen Hof.“
„Was soll dort meine Aufgabe sein?“
„Der Kaiser will das vereinte China stärken und unterdrückte Regionen unter seine Herrschaft bringen“, erklärte der Kanzler. „Allerdings ist sein Heer im gegenwärtigen Zustand eher eine Belastung als eine Hilfe bei diesen Plänen.“
Bao schwieg und der alte Mann fuhr fort mit seinem Angebot.
„Ich bitte dich, das Heer zu trainieren. Du bekommst Rechte, die Truppen in deinem Sinne zu reformieren und bist Berater der drei kaiserlichen Marschalle.“
Bao sah Wang Anshi scharf an.
„Man kann einen Ölfleck nicht mit einem ölgetränkten Besen entfernen“, rief er erregt. „Abgesehen davon kann ich kein Heer von zigtausend Mann trainieren, das in den letzten Jahren keine optimale Ausbildung erfahren durfte, wenn ich Euch richtig verstehe.“
„Was würdest du also vorschlagen?“
Bao überlegte eine Weile. „Wozu benötigt Ihr ein gut ausgebildetes Heer? Wir leben in Zeiten des Friedens.“ Er wartete auf den Haken an der Sache.
„Shenzong will Xia befreien.“
„Das ist alles?“ Bao klang sarkastisch. „In wie vielen Jahrzehnten will er das tun?“
Susanne Pilastro - 19. Jan, 21:22
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