Victoria Hislop: Das Herz der Tänzerin



Verlag: Diana Verlag (3. August 2009)
ISBN-10: 3453290690
ISBN-13: 978-3453290693
Originaltitel: The Return
Kurzbeschreibung
Eine Liebe in Zeiten des Krieges, ein dunkles Geheimnis, das Generationen überdauert

Als Sonia nach Spanien reist, ahnt sie nicht, wie sehr die Geschichte des Landes auch das Schicksal ihrer Familie geprägt hat. Immer tiefer taucht Sonia ein in die Vergangenheit der Familie Ramírez, eine Vergangenheit, die auch für Sonia Folgen hat…

Spanien in den frühen dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts: Die vier Kinder der Familie Ramírez aus Granada sind dabei, ihre Träume zu verwirklichen. Mercedes, die jüngste Tochter, liebt den Tanz über alles. Aber erst als sie den Gitarristen Javier Montero trifft, wird sie durch seine Musik zur erfolgreichsten Flamencotänzerin des Landes. Jede Bewegung zeugt von ihrer Zuneigung füreinander, jede Note besingt ihre große Liebe. Doch nach der Machtübernahme Francos bleibt nichts, wie es war. Die Familie droht an den politischen Konflikten zu zerbrechen, Mercedes und Javier verlieren sich in den Wirren des Spanischen Bürgerkrieges. Fieberhaft begibt sich die Tänzerin auf die gefährliche Suche nach dem Geliebten …

Jahrzehnte später erfährt die zweiunddreißigjährige Sonia bei einem Spanienaufenthalt von der berührenden Liebe in Zeiten des Krieges. Fasziniert nimmt sie die Spuren der Vergangenheit auf, ohne zu wissen, wie sehr Mercedes’ Schicksal mit ihrem eigenen verwoben ist …

„Das Herz der Tänzerin“ war Teil eines geschenkten Buchpaketes und ich stand vor der Wahl, mit welchem der Exemplare ich beginnen wollte. Das Cover hat mich neugierig gemacht: ein tanzendes Paar, irgendwie spanisch angehaucht, dazu der Titel… Ich hatte das Gefühl, hier geht es um Flamenco und das war mir Grund genug, nach diesem Buch zu greifen; den Klappentext hatte ich gar nicht gelesen. Ein Fehler vielleicht, weil ich unvorbereitet in den politischen Inhalt geworfen wurde.

Der Leser wird mit den Geschehnissen des spanischen Bürgerkriegs in 1930ern konfrontiert – und das sehr plastisch und eindringlich. Streckenweise hat mich der Inhalt sehr entsetzt. Als Deutscher liest und weiß man viel über die Terrorzeit des Dritten Reiches. Dass sich aber in Spanien schon vor Ausbruch des 2. Weltkrieges regelrechte Gräueltaten abgespielt haben, ist offenbar jahrzehntelang totgeschwiegen worden: von den Spaniern selbst und auch von den Deutschen bzw. Italienern, die offenbar einen sehr unrühmlichen Part in dieser Zeit hatten. Wenn die Geschehnisse, wie sie von Victoria Hislop beschrieben wurden, tatsächlich realistisch sind (und es hört sich nach sehr fundierter Recherche an), dann musste das spanische Volk mit Machtübernahme des Diktators Franco eine entsetzliche, traumatisierende Zeit mit Folter, Völkermord und Terror durchleben, auf die ich nicht gefasst war – denn das Buch beginnt zunächst „harmlos“:

Man schreibt das Jahr 2001. Sonia, Tochter eines Briten und einer Spanierin, reist mit ihrer Freundin nach Granada, um dort deren Geburtstag zu feiern und an einem Tanzkurs teilzunehmen, den sich die Frauen zum Geschenk gemacht haben. Dass Sonia dabei Abstand von ihrem Mann bekommt, der kein Verständnis für ihre Tanzleidenschaft hat, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

In einem Cafe lernt sie den älteren Kellner Miguel kennen, der ihr bereitwillig von der Geschichte des Cafes und seinen ursprünglichen Besitzern erzählt. Sonia taucht ein in die Vergangenheit des Landes und erfährt mehr über die Zeit des grauenvollen Bürgerkrieges.

Dies ist der Zeitpunkt, in dem der Leser in eine völlig neue Handlung eintaucht: die Geschichte der Familie Ramírez, vor allem aber in die der Tochter Mercedes. Das jüngste Kind und einzige Mädchen ist leidenschaftliche Flamencotänzerin, die das Glück hat, die Liebe ihres Lebens – den Gitarristen Javier – zu treffen und mit ihm zusammen aufzutreten. Doch die Wirren des Krieges reißen beide auseinander…

Man mag nicht glauben, dass die geschichtlichen Ereignisse in Spanien so lange totgeschwiegen wurden. Mit diesem Roman wurde offenbar eines der größten Tabuthemen des Landes aufgegriffen und ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass dieses Buch kein leicht verdaulicher Unterhaltungsroman ist, wie der Titel oder das Cover versprechen; vielmehr verstehe ich ihn als geschichtlichen Tatsachen-Roman, dessen Originaltitel „The Return“ (Die Rückkehr) wesentlich treffender ist.

Victoria Hislop beschreibt mit der Geschichte der fiktiven Familie Ramírez das Schicksal vieler Familien aus dieser Zeit: Gespalten in Nationalisten und Republikaner, verfolgt, terrorisiert, ermordet… Wobei die Kampfschauplätze um Mercedes Bruder Antonio teilweise zu sehr in den Vordergrund drangen und die eigentliche Geschichte um die junge Frau und deren Schicksal beinahe zu einem Nebenschauplatz werden ließen.

Eine Bewertung für dieses Buch fällt mir schwer. Wie bereits gesagt, hätte ich gerne mehr über Mercedes erfahren, hatte meinen Fokus auf Tanzen und Flamenco gelegt und wurde einfach überrumpelt von den authentisch wirkenden Kriegsschauplätzen, die mich tief erschütterten. Auch endet das Buch für meinen Geschmack viel zu abrupt… Von daher müsste man sagen, dass das Buch nicht meine Erwartungen erfüllt hat.

Ich würde das Buch nicht noch einmal lesen (dazu waren die Schilderungen streckenweise zu fürchterlich), lege es aber jedem ans Herz, der einen Eindruck von dieser schrecklichen Zeit in der jüngsten spanischen Geschichte bekommen möchte.

- in: 5b Rezension Storica 2020 mal gelesen
Susanne Pilastro - 15. Jul, 23:40

Original-Titelbild...

...finde ich auch besser und treffender:


Stormy (Gast) - 30. Jul, 18:53

Spanien unter Franco...

Hallo liebe Susanne,

das Buch scheint dich wirklich ziemlich beeindruckt zu haben. *wie versprochen Rezi gelesen*^^
Klingt nach einer spannenden Handlung, die einige Überraschungen zu bieten hat.

Was den geschichtlichen Hintergrund in Spanien unter Francos Regime angeht, muss man wohl davon ausgehen, dass dieser in dem Roman wahrheitsgemäß geschildert wurde.
Denn ich habe vor längerer Zeit mal eine Doku über den spanischen König Juan Carlos I. gesehen, die sich genau mit dieser Thematik befasst hat.
Der heutige König war ja zwangsweise, wenn auch unfreiwillig, in die damaligen Geschehnisse involviert.
Zudem habe ich bei dieser Reportage auch vieles über Juan Carlos selbst erfahren, was ich vorher nicht wusste.
War schon sehr interessant.

Liebe Grüße


Stormy

Stormy (Gast) - 1. Aug, 14:36

P.S.: Vielleicht...

...wäre ein anderes Werk von dieser Autorin eher nach deinem Geschmack gewesen - "Insel der Vergessenen" scheint bei den Lesern besser angekommen zu sein.

Liebe Grüße


Stormy

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