5d Rezension Krimi

Pötzsch, Oliver: Der Hexer und die Henkerstochter



Gebundene Ausgabe: 624 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (16. April 2012)
ISBN-13: 978-3548281155
Der Autor:
Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitet seit Jahren als Filmautor für den Bayerischen Rundfunk, vor allem für die Kultsendung „quer“. Er ist selbst ein Nachfahre der Kuisls, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert die berühmteste Henker-Dynastie Bayerns waren. Seine blutige Familiengeschichte beschäftig ihn bereits seit der Kindheit. Bei seinen Recherchen stieß er auf die Folterwerkzeuge seiner Ahnen und einen Meisterbrief, der seinem Vorfahren eine 'besondere Kunstfertigkeit beim Köpfen' bescheinigt. Er fand außerdem heraus, dass das Richtschwert der Familie in den 70ern des letzten Jahrhunderts aus einem Heimatmuseum gestohlen wurde und seitdem verschollen ist. Sein 2008 erschienener Roman "Die Henkerstochter" wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Oliver Pötzsch lebt mit seiner Familie in München.
Klappentext:
Wer ist der geheimnisvolle Mörder, der im Kloster Andechs sein Unwesen treibt? – Medicus Simon Fronwieser und seine Frau Magdalena, die Henkerstochter, pilgern im Winter 1666 zum Kloster Andechs. Als ein Mord geschieht und kurz darauf der mysteriöse Frater Virgilius verschwindet, ahnen sie Böses. Gemeinsam mit Jakob Kuisl, dem Henker, machen sie sich auf die Suche nach einem wahnsinnigen Mörder….

„Der Hexer und die Henkerstochter“ ist nach „Die Henkerstochter“, „Die HT und der schwarze Mönch“ sowie „Die HT und der König der Bettler“ Band IV in der historischen Krimi-Serie um Magdalena Kuisl. Für mich persönlich ist es der erste Roman von Oliver Pötzsch überhaupt. Aufmerksam wurde ich auf den Autor durch die witzig verfasste Vita auf seiner Internetseite.

Es ist selten, dass ich etwas lese – ich schreibe selbst und kann das sogenannte „Korrekturlesen“ nur schwer abschalten. Doch Oliver Pötzschs Schreibstil, sein spezieller Humor gefiel mir sofort, sodass ich zunächst mit dem Nachwort begann, in dem nette Anekdoten zur Entstehen des Buches erzählt wurden. Nun, da ich das Buch kenne, kann ich verstehen, warum seine Frau „nicht über der Lektüre des Manuskripts eingeschlafen“ ist: Die bildhafte Sprache und die deftig-witzige Konversation versetzen einen sofort in das 17. Jahrhundert. Pötzsch lässt seine kirchlichen Nebenfiguren Dinge sagen wie „drauf gschissn“, „verdammt schwere Kerze, die ihr da tragt“ oder „…die Reparaturen an der Kirche gehen den Bauern am nackten Arsch vorbei“. Pötzsch fängt mich persönlich auch sehr mit Situationskomik wie die Beschreibung des Geräuschs einer Tagesfliege, die sich in den offenen Mund eines Toten verirrt hat; oder der Anblick eines blutüberströmten Henkers in seinen eigenen vier Wänden, der von einem Gast kommentiert wird: „Mein Gott, Kuisl! Bringst jetzt scho die Leute in deiner eigenen Stube um?!“ Danke auch, dass ich jetzt im Bilde bin über die „Heilige Vorhaut Jesu Christi“…

Möglicherweise muss man die ersten drei Bände kennen, um zu verstehen, warum Magdalena im Titel eine derart übergeordnete Rolle erhält; der Szenenanteil ihres Vaters Jakob Kuisl ist gleichgewichtig, wenn nicht sogar größer. Überhaupt ist Magdalenas Verhalten einer der wenigen Punkte, über die man stolpern mag – die, in meinen Augen, anachronistisch wirkenden Begriffe wie „Wollcape“, Filou“, „Experimentalphysik“, „Technik“, „Automat“, „Violà“ oder „Unterbewusstsein“ fallen zwar auf, aber nicht ins Gewicht. Ein Weibsbild aber, das sich derart emanzipiert benimmt, mag nicht so recht in das Bild des 17. Jahrhundert passen. Eine Frau ihrer Zeit dürfte sich kommentarlos in ihre Rolle als Mutter eingefügt haben und würde m.E. ihre Zunge im Zaum halten, weil man sie mit Sicherheit wenigstens gemaßregelt hätte. Dieses ewige Gejammer, ihr Mann würde sich zu wenig um die Kinder kümmern, klingt eher nach einer Frau aus dem 21. Jahrhundert und nervt mich mit zunehmender Handlung ein wenig.

Doch es bleibt – abgesehen von den wenigen unstimmigen Szenen – spannend und lässt einen sehr lange im Ungewissen über den Mörder. Vorhersehbar war die Auflösung des Mordes für mich persönlich nicht. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

4 Sterne

- in: 5d Rezension Krimi 1833 mal gelesen

Gabaldon, Diana: Die Sünde der Brüder

Mit "Die Sünde der Brüder" hat Diana Gabaldon einen weiteren Lord-John-Roman verfasst, der 1758 spielt.

Lord John´s Mutter ist im Begriff zu heiraten und der Stiefvater bringt einen Sohn mit in die Familie: Percy Weinwright. Dieser hat dieselben Neigungen wie John und so ist es nicht verwunderlich, dass die beiden attraktiven Männer einander verfallen.
Des Weiteren kommen im Zuge der Hochzeit Neuigkeiten ans Licht, die vermuten lassen, dass Johns Vater damals keinen Selbstmord begangen haben soll - sondern ermordert wurde. Durch wen? Das ist die Frage des Romans...

"Die Sünde der Brüder" war unter anderem beworben worden mit einem Auftritt von James Fraser. Ich muss gestehen, dass dies mein Hauptgrund war, das Buch überhaupt zu lesen, da ich sonst kein Anhänger der John-Fangemeinde bin.
Ich persönlich wurde bitter enttäuscht. Jamies Auftreten beschränkte sich aufs ganze Buch hochgerechnet vielleicht auf gerade Mal 30 von insgesamt 541 Seiten. Eingefleischte Jamie-Saga-Fans sollten von daher lieber auf den siebten Band warten, als dieses Buch zu lesen.

Ich konnte leider nicht in die Handlung eintauchen. Es war mir zu viel Militär und zu viele Intrigen, die ich nicht verstand. Einzig die Charaktere "Percy" und Kammerdiener "Tom" waren für mich Lichtblicke... Abschließend bleibt für mich nur die Erkenntnis, dass Lord-John-Romane nichts für mich sind...

Ich vergebe eine Schulnote von 3,7

- in: 5d Rezension Krimi 1710 mal gelesen

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