Guillermo Martínez: Roderers Eröffnung
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag (März 2011)
ISBN-13: 978-3-596-18263-3
Originaltitel: Acerca de Roderer (1992)
Übersetzung: Angelica Ammar
Der Autor:
Guillermo Martínez ist 1962 in Bahía Blanca geboren. Sein Roman „Die Pythagoras-Morde“ wurde mit dem Premio Planeta-Preis ausgezeichnet und in 38 Ländern veröffentlicht. 2008 erschien auf Deutsch „Der langsame Tod der Luciana B.“. Der promovierte Mathematiker lebt heute in Buenos Aires und widmet sich ganz dem Schreiben.
Klappentext:
Abend für Abend sitzen Roderer und sein Freund im Club Olimpo, spielen Schach und verlieren sich in Gedankenspielen. Während das Genie Roderer langsam den Bezug zur Realität verliert, stellt sich sein Freund zunehmend den Anforderungen des Lebens. Bald opfert Roderer alles: seine Freunde, die Familie, sogar Christina, die ihn abgöttisch liebt. Und alles nur, um der absoluten Wahrheit des Seins auf die Spur zu kommen.
„Roderers Eröffnung“ ist eine Prosa über Hochbegabte, die es teilweise so schwer haben, ihren Platz in unserer Gesellschaft zu finden.
Mit dem Ich-Erzähler und Gustavo Roderer hat der Autor zwei interessante Charaktere geschaffen, die jeder einer eigenen Gruppe von Hochbegabten angehören: „Da wäre zum einen … die assimilierende Intelligenz, die ähnlich wie ein Schwamm alles sofort in sich aufsaugt, die vertrauensvoll vorangeht und von anderen aufgestellte Beziehungen und Analogien selbstständig anerkennt, die im Einverständnis mit der Welt ist und sich in allen geistigen Domänen in ihrem Element führt. (…) Was nun den anderen Intelligenztyp betrifft, … so ist er wesentlich seltener und schwieriger zu finden. Es handelt sich da um eine Art von Intelligenz, die die gewohnten geistigen Bahnen, die gängigen Argumente, alles Bekannte und Bewiesene als befremdlich oder häufig sogar als feindlich empfindet. Für diese Intelligenz ist nichts normal, sie nimmt nichts an, ohne gleichzeitig eine gewisse Ablehnung zu verspüren…“
Gustavo Roderer, der dem zweiten Grundtyp angehört, kapselt sich mehr und mehr ab und steuert bei der Suche nach dem absoluten Wissen auf seinen Untergang zu. Der Ich-Erzähler und seine Schwester stehen lange Zeit vor der Frage: Ist Gustavo krank oder nimmt der Drogen? Doch die Antwort scheint auch keine Lösung bereit zu halten…
Guillermo Martínez bedient sich in seinem Werk u.a. der Mathematik, der Logik und der Philosophie und beschreibt literarisch wunderbar das Denken hochbegabter Menschen. Beeindruckend! Ich konnte der Fachterminologie nicht immer folgen, aber das tat dem Lesefluss überhaupt keinen Abbruch. Fesselnd bis zum Schluss!
5 Sterne / Schulnote 1,2
Susanne Pilastro - 11. Jul, 09:16
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